Die Koordinierungsstelle „Hebammen in Sachsen“ (HiS) organisierte in Kooperation mit dem „Sächsischen Hebammenverband e.V.“ (SHV) das „5.Treffen der Sächsischen Kreißsaalleitungen“ am 31.05.2023 in den Räumen der FFW Kötzschenbroda Radebeul.
Der Austausch und die Fachlichen Informationen der Bereiche der Kreißsaalleitungen, ihren Stellvertreterinnen, Bereichsleitungen der Wochenstation oder Praxisanleiterinnen hat sich etabliert und wird von den Kolleginnen sehr geschätzt.
Im Vorfeld fragten wir in allen Kliniken nach, welche Themen für den Fachtag für sie im Moment besonders wichtig sind. Welche Unterstützung oder Klärung können wir von HiS und SHV den Kolleginnen geben.
Im letzten Jahr kam es in Sachsen wieder zu Schließungen von Geburtsstationen, so dass es zu Umstrukturierungen im Personalbereich kam.
Hinzukommen große Belastungen für die Kolleginnen durch Personalmangel und die derzeitige Altersstruktur, Bereitschaftsdienste, kurzfristige Übernahme von Diensten.
Zur Information:
Die Altersstruktur im SHV gesamt:
18-30 Jahre 14 %
30-50 Jahre 52 %
50-65 Jahre 31 %
>65 Jahre 3 %
Davon die Aufgliederung der Altersstruktur im SHV 50-65 Jahre:
50-54 Jahre 36 %
55-59 Jahre 37 %
60-65 Jahre 27 %
Dies bedeutet, dass in Kürze altersbedingt viele Kolleginnen ausscheiden. Die Forderung von HiS und dem SHV nach mehr Studienplätzen an den Universitäten in Dresden und Leipzig sind begründet und wurden in Gesprächen mit dem SMS mehrfach deutlich gemacht.)
Dazu passend ist die Zuarbeit für die Masterarbeit von Anett Zabsinski.
Frau Anett Zabsinski, Assistentin des Vorstands, Universitätsklinikum Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, startete im Rahmen ihrer Masterarbeit eine Befragung zur Hebammenversorgung in Sachsen. Diese Befragung stellte sie zu Beginn des Fachtages ausführlich vor. Die Teilnehmerinnen konnten diesen Fragebogen sofort über den QR-Code abrufen und ausfüllen.
Per Newsletter des SHV wird diese Befragung an alle sächsischen Hebammen verteilt, um repräsentative Ergebnisse zu erhalten.
Den Vortrag zur „LoHP Methode“ – Leitlinienorientierte Hebammen-Personalbemessung im Kreißsaal hielt Natalie Luke, B.Sc. Hebamme aus Niedersachsen.
„Im Gesundheitswesen fehlt Personal an vielen Stellen, auch in der Geburtshilfe, Wie kann eine Planungsgrundlage geschaffen werden? Wieviel Zeit benötigen Hebammen im Kreißsaal für eine sichere1:1 (!) Betreuung? Wie viele Geburten kann eine Hebamme VK (Vollzeitkraft) leitliniengerecht pro Jahr betreuen? Eine Arbeitsgruppe Angestellter Hebammen im DHV hat sich damit theoretisch und praktisch auseinandergesetzt.
Viele deutsche Kreißsäle sind seit Jahren mit einer äußerst dünnen Personaldecke ausgestattet. Dahinter stehen enormer Kostendruck und Personalflucht durch die hohe Arbeitsbelastung. Die Folgen sind zeitweilige Kreißsaal-Schließungen oder die Verschiebung von geplanten Eingriffen. Ein zentraler Grund dafür, dass die Besetzung der Kreißsäle mit Hebammen nicht ausreichend ist, liegt sicherlich auch darin, dass für die Personalplanung noch immer eine nicht bindende und fast 30 Jahre alte Vorgabe zur Personalbemessung genutzt wird. Die damals zugrunde gelegte Hebammentätigkeit ist jedoch mit den heutigen Personalanforderungen nur schwer vergleichbar. Die Arbeit im Kreißsaal ist beispielsweise durch Einleitungen, Betreuung in der Latenzphase und Anforderungen an die Dokumentation erheblich umfangreicher geworden.“ (HF 11/22)
Frau Luke stellte diese Arbeit sehr eindrucksvoll vor. Wege zu finden, um den Personalschlüssel zu erstellen und die Arbeitsbedingungen in den Kreißsälen zu verbessern.
Kathrin Schön, leitende Hebamme im DRK Krankenhaus Chemnitz Rabenstein, erläuterte, wie die Besetzung und Organisation in ihrem Kreißsaal gestaltet wird. Durch ein personell gut aufgestelltes Team hat die Gebärende fast immer die gewünschte leitlinienorientierte 1:1 Betreuung. Eine „Hilfskraft“ übernimmt Tätigkeiten im Kreißsaal, welche die Hebammen enorm entlastet.
Andrea Ramsell, Beirätin Angestelltenbereich des DHV, bereichert uns seit Jahren mit ihrem Wissen. Fragen zu aktuellen Themen konnten von den Teilnehmerinnen sofort beantwortet werden. Dies waren u.a. Pausenregelungen, Tarife, Fragen zur Personalbemessung, Hebammengeleitete Kreißsäle u.v.m.
In der „Vorstellungsrunde“ berichteten die Kolleginnen über die Situationen in ihren Kreißsälen und auf den Wochenstationen. Was hat sich seit dem letzten Treffen verändert und wofür braucht es die Unterstützung des SHV, vertreten durch Stephanie Hahn-Schaffarczyk, 1. LV Sachsen oder HiS.
Die Kooperation zwischen der Koordinierungsstelle und dem SHV ist sehr wichtig und unabdingbar, da wir uns gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen der Hebammen einsetzen.
Für alle Beteiligten war dieser Fachtag ein sehr intensiver Austausch, mit neuen Aufgaben, Anregungen und Ideen.
Die anwesenden Hebammen in Leitungsfunktionen, sowie Kerstin Köhler und Jenny Neubert, Referentinnen der Koordinierungsstelle von HiS und Stephanie Hahn-Schaffarczyk, 1.LV des SHV freuen sich auf den nächsten Fachtag im Juni 2024!
Kerstin Köhler, 20.06.23